von Gisbert
Elektronische Musik ist vielfältig – es gibt eine riesige Bandbreite an Stilen elektronischer Musik und es gibt die unterschiedlichsten Arten, elektronische Klänge zu erzeugen. Pädagogisch kann man sich dieser Vielfalt nähern, indem man sich erstmal auf einen Zugang konzentriert, z.B. eine Synthesizer-Software kennenlernt, und von da ausgehend langsam den Horizont erweitert.
Der Soundparcours bietet einen Einstieg in elektronische Musik, der direkt bei der Fülle der Möglichkeiten ansetzt, indem er viele unterschiedliche Geräte zum Ausprobieren bereitstellt. Mehr interaktive Ausstellung als Workshop, steht hier das individuelle Ausprobieren im Mittelpunkt.
Im Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio in Eberswalde habe ich Ende September einen Soundparcours angeboten, für fünfzehn jugendliche SchülerInnen im Alter von 15-17 Jahre. Der Parcours war in vier Stationen gegliedert.
- Remix-Musikapps auf Android-Tablets & iPad
- Musik coden mit Sonic Pi
- Sounddesign am Computer mit dem Helm-Synthesizer
- Hardware-Controller
Remix-Musikapps auf Android-Tablets & iPad
Bei Apps wie Remixlive, Ninjajamm & Launchpad braucht es nur ein paar mal Tippen auf die Pad-Oberfläche und schon laufen perfekt aufeinander synchronisierte Schlagzeug-, Bass- und Synthesizer-Loops ab. Die Einstiegsschwelle ist sehr niedrig, „es klingt sofort nach etwas“ und man kann beginnen, aus diesen Bausteinen dramaturgische Abläufe zu improvisieren und mit den Effekten in den Apps Variationen herzustellen. Außerdem bei dieser Station zu finden: die Drum Machine DM1 und die Improvisationsapp Nodebeat.
Musik coden mit Sonic Pi
Die kostenlose Software Sonic Pi für Windows, Mac & Raspberry Pi könnte nicht gegensätzlicher sein: damit hier auch nur ein Ton erklingt, braucht es erstmal den fehlerlos geschriebenen Code. Leerzeichen vergessen, Komma statt Punkt eingetippt resultiert in Stille und eine Fehlermeldung. Hat man diese Hürden überwunden, erklingen erstmal nur einzelne Töne oder Schlagzeugklänge. Aber: schon mit ein paar Befehlen kann man dann seine ganz eigenen Loops komponieren, ist nicht auf eine vorgegebene Palette beschränkt. Nicht wenige Schülerinnen haben diese Stärke schnell erkannt und haben interessante Tonfolgen und Rhythmen kreiert, mit Unterstützung von mir und der umfangreichen Hilfesektion in Sonic Pi.
Sounddesign am Computer mit dem Helm-Synthesizer
Diese Station war komplett der Konzentration auf das Gestalten von Klang gewidmet. Der kostenfreie Helm-Synthesizer für Linux, Mac und Windows bietet dazu entweder die Möglichkeit, die Liste der Presets durchzugehen. Das heißt die im Programm gespeicherten Beispielklänge auszuprobieren und zu Lauschen, was alles klanglich möglich ist. Oder aber von einem Preset ausgehend einzelne Details des Klangs zu ändern und allmählich eine Vorstellung zu bekommen, wie viele Aspekte beim Sounddesign eine Rolle spielen.
Hardware-Controller
Controller bieten neben der Computertastatur oder Tablet-Oberfläche eine gute Möglichkeit, Musik direkt zu steuern. Aktuelle Controller wie der LaunchControl XL, Beatstep & Beatstep Pro waren bei dieser Station gemeinsam mit dem digitalen meeblip-Synthesizer, dem – antiken – ZOOM RhythmTrak234 Drumcomputer sowie der Software Ableton Live kombiniert.
Fazit
Anfänglich gab es Skepsis der mit den SchülerInnen gekommenen PädagogInnen, dass die selbständige Exploration, die dieses Format nahelegt, eine Überforderung darstellt. Beim Austausch von Erfahrungen, Erkenntnissen und Klangergebnissen zeigte sich aber, dass viele SchülerInnen diese Herausforderung freudig angenommen haben und sich eigene Zugänge zu elektronischer Musik erschlossen haben.