Bringen wir es mal auf den Punkt: Der Musikunterricht an öffentlichen Schulen steckt in einer tiefen Krise. Ein Problem liegt in der großen Diskrepanz zwischen dem gegenwärtigen kulturellen Leben und den Inhalten des Musikunterrichts. Gerade die ältere Lehrergeneration hat häufig wenig Verständnis für, ab und an sogar Abneigung gegen die Musikkultur ihrer SchülerInnen. Betrachtet man den allgemeinen Umgang mit Musik im „hochkulturellen“ (ironische Anführungszeichen) Segment und im speziellen die Ausbildungsinhalte angehender Lehrkräfte, so hat man manchmal den Eindruck, als hätte die Musikgeschichte nach der Wagnerschen Spätromantik einfach aufgehört. Dabei ist seitdem soviel wahnsinnig interessantes passiert. Gerade die elektronische Technologisierung hat vollkommen neue Klangwelten geschaffen und schafft sie heute noch: Sampling, Remix, Soundscapes, Techno, Hip-Hop undundund. Die Musik, wie sie uns heute in all ihren bunt schillernden Facetten umgibt, kann nur verstanden werden, wenn wir die jüngere Musikgeschichte verstehen. Natürlich kommt derzeit eine jüngere LehrerInnengeneration an die Schulen, die mehr Verständnis für aktuelle Musik mitbringt, aber wir alle wissen, dass diese neuen viel zu wenig sind. Was also tun?
Hier ein Anfang:
Anfang 2019 bietet lev in Kooperation mit dem Bundesverband Musikunterricht LV Berlin und der Landesmusikakademie Berlin eine Fortbildungsreihe zum Thema digitale Musikkultur an. Anmeldungen über die Homepage des BMU.
Modul 1: Das Smartphone und seine Musik (17.1. 15-18 Uhr / 14.2 17-18 Uhr: Webinar)
Das Smartphone ist für viele Schüler/innen und Lehrkräfte zum ständigen Begleiter geworden. Wenigen ist allerdings das Potenzial der kleinen Taschencomputer bewusst. Sie sind sehr vielseitige Musikinstrumente und eignen sich für den Einstieg ins Musikmachen mit digitalen Medien. Pragmatisch und praxisnah werden die Geräte fokussiert, die die Schüler/innen bereits mit in das Klassenzimmer bringen. Anknüpfend an einen Überblick über geeignete Apps für iOS und Android werden exemplarisch didaktische Konzepte besprochen und durchgespielt.
Modul 2: Freie Soft- und Hardware für den Musikunterricht (21.2. 15-18 Uhr / 14.3 17-18 Uhr: Webinar)
Um effektiv in der pädagogischen Praxis eingesetzt werden zu können, sollte Musiksoftware für die Laptop oder Desktop-PCs im Computerraum der Schule frei verfügbar sein. So entstehen für Lehrkräfte und SchülerInnen keine Lizenzgebühren. Außerdem sollte sie qualitativ hochwertig und pädagogisch durchdacht sein. Derartige Software finden sich zu vielen musikalischen Themen und Aufgaben (Komposition, Musikgeschichte, Produktion, Djing, Instrumentenbau, etc.), für unterschiedliche Altersgruppen, sowohl für digital wenig erfahrene als auch für fortgeschrittene Lehrkräfte. In diesem Kurs wird eine praxiserprobte Auswahl der besten Programme vorgestellt, um dann beispielhafte Projekte durch zu spielen. Auf diesem Weg wird die Integration des Computers in die eigene pädagogische Praxis sehr einfach.
Modul 3: Making – Musik und Technik verstehen und gestalten (11.3. 15-18 Uhr / 11.4 17-18 Uhr: Web)
In der Medienpädagogik hat sich in den vergangenen Jahren das ‚Making‘ etabliert, bei dem SchülerInnen durch die kreative Gestaltung simpler Geräte und Experimente technische Inhalte selbstständig entdecken. Derartige Konzepte finden sich auch auch für die Musikpädagogik und sie sind Thema dieses Kurses. Zum Beispiel können mit dem Makey Makey sehr einfach eigene Musikinstrumente oder Klanginstallationen gestaltetet, mit dem Calliope Mini können Lärmsensoren gebaut und für etwa einen Euro können bereits kleine Mikrofone gelötet werden. Der Musikunterricht ist tatsächlich ein idealer Ort für derartige technische Inhalte, da Musik geschichtlich und gegenwärtig betrachtet eine sehr technische Disziplin ist.