von Gisbert
Elektronische Musik kommt aus dem Lautsprecher, oder?
Nun, meistens schon, es gibt aber auch die faszinierende Alternative, Musik zwar elektronisch zu steuern, aber dann von „Roboterhand“ mechanisch spielen zu lassen, wie das zum Beispiel die Band Compressorhead macht:
Gamut Inc verzichten darauf, den robotischen Mechanismen ein menschliches Antlitz zu geben und feiern stattdessen eine kühle Maschinenästhetik:
Ein mechanischer Vorläufer solcher Musikmaschienen ist das Orchestrion. Der Jazzmusiker Pat Metheny nutzt ein elektrifiziertes Modell, das er direkt mit seinem Gitarrenspiel ansteuern kann:
Sieht alles ganz schön aufwendig aus, und natürlich braucht es Zeit, technisches Wissen und Liebe zum Basteln um solche Projekte umzusetzen. Ein wesentlicher Arbeitsschritt aber – die Übertragung musikalischer Informationen aus dem Computer zu verschiedenen Motoren – ist in letzter Zeit deutlich einfach geworden durch die sogenannten DadaMachines.
DadaMachines
Die DadaMachines bestehen aus einem Verteilermodul und vielen kleinen Motoren. Das Verteilermodul versteht MIDI, also die technische Sprache, die viele Musiksoftware und Hardware auf digitaler Ebene verbindet (eine schöne Einführung in MIDI gibt´s hier). Die levTools verstehen diese Sprache selbstverständlich auch und können ein guter Einstieg in die Beschäftigung damit sein.
Habe ich nun z. B. einen Rhythmus in einer Musiksoftware programmiert, dann kann ich den über das Verteilermodul der DadaMachines erstaunlich unkompliziert zu verschiedenen Motoren schicken und so in die Welt mechanisch-akustischer Klänge eintreten. In diesem Beispiel triggert die App NodeBeat die DadaMachines um diverse Percussion zu spielen:
Klanginstallation: „Ich kann kein Russisch“
Mit meiner Kollaborateurin Jennie Zimmermann habe ich eine Klanginstallation umgesetzt, die Tonaufzeichnung und mechanische Klänge zusammenbringt – die DadaMachines ermöglichen dabei einen „Tanz der Stifte“ im Rhythmus einer Kassetten-Aufnahme aus Jennies Kindertagen.
Wer wissen will, warum Jennie kein Russisch kann, kann das auf unserer gemeinsamen Seite – phyla – nachlesen.
Aus dem Computer auf die Saiten
Die einzelnen Schritte bei der Umsetzung:
- Digitalisierung der Kassettenaufnahme mit der Musiksoftware Ableton live
- Konvertierung der Audiodatei zu MIDI
- Installation der Motoren über den Saiten
…lassen sich hier gut nachvollziehen:
Anders als bei den Beispielen oben ergibt sich hier aus der Befestigung der Stifte mit Büroklammern bzw. Klebeband ein großes Maß an Zufälligkeit bei der Bewegung der Stifte und den ausgelösten Klängen. Das ergibt sich aus unserem Interesse an Improvisation und Unbestimmtheit.
Neugierig geworden?
Wer nun Lust bekommen hat auf ein Projekt mit den DadaMachines, z. B.
- innerhalb des regelmäßigen Musikunterrichtes
- im Rahmen eines Workshops
- im Rahmen einer AG
Die DadaMachines lassen sich sogar über das Web fernsteuern, sind also durchaus auch mit den aktuellen Vorgaben zur Distanzierung vereinbar.