Welche Musik magst Du, und warum?

with No Comm­ents

von Gis­bert Schürig

Musik mögen oder auch ableh­nen, das ist etwas, über das wir uns sel­ber erfah­ren, defi­nie­ren und auch in der Welt positionieren.

Der Essay­ist Sebas­ti­an Kie­fer ver­tritt die These:

„Empha­ti­sche Kunst­er­fah­rung impli­ziert Ver­bind­lich­keit für mich und andere“.

Dass heißt, wenn mich ein Kunst­werk oder ein Musik­stück rich­tig egreift, wenn ich es also sehr sehr mag, dann erwar­te ich, dass auch ande­re Men­schen die­ses Stück mögen soll­ten. „Ich mag Blue Mon­day“ wür­de dann zu: „Blue Mon­day ist gut“.

Funktionen und Absichten von Musik

Will man sich dann dar­über eini­gen, ob das Stück wirk­lich gut ist, müss­te man klä­ren, was die­ses „gut“ bedeutet:

  • ruft es beim Hören inten­si­ve Gefüh­le hervor?
  • ist es beson­ders tanz­bar?
  • ist es musik­his­to­risch wich­tig?
  • hat es eine posi­ti­ve sozia­le Wirkung?
  • ist es popu­lär?
  • und und und …

Blog-Bild: „Musik“ (1939-32) von Fran­tišek Kupka

Kriterien und Kontexte

Jede der oben auf­ge­lis­te­ten Mög­lich­kei­ten, wie Musik „gut“ sein kann, bringt ande­re Kri­te­ri­en mit sich, Kri­te­ri­en, die sich aus bestimm­ten Kon­tex­ten erge­ben. Blue Mon­day z. B. hat­te vie­le direk­te Ein­flüs­se und hat sei­ner­seits wei­te­re Stü­cke geprägt. Ob wir Musik mögen oder über­haupt ver­ste­hen kön­nen, hängt damit zusam­men, wie weit wir den Kon­text kennen.

Live-Musik von Ewa Jus­t­ka im Kon­text der Entstehung
Musik von Ewa Jus­t­ka, kon­tex­tua­li­siert durch Text

Sol­che Kon­tex­te sind nicht immer klar und sie kön­nen sich ändern. Der Phi­lo­soph Har­ry Leh­mann ver­tritt die The­se, dass wir nach den Epo­chen ora­ler und lite­ra­ler Musik­kul­tur inzwi­schen in einer digi­ta­len Musik­kul­tur leben.

Har­ry Leh­mann begrün­det, war­um er die Epo­che digi­ta­ler Musik­kul­tur gekom­men sieht.

Fas­zi­nie­rend für mich: ob ein Musik­stück gefällt oder nicht, beur­tei­len wir in der Regel intui­tiv und direkt. Fragt man dann aber wei­ter nach, wie das funk­tio­niert, wel­che Rah­men­be­din­gun­gen die­ses Urtei­len erst ermög­li­chen, dann wird es schnell kom­pli­ziert und man stösst auf vie­le wei­te­re inter­es­san­te Fra­gen, denen nach­zu­ge­hen sich lohnt.

Musikästhetik Wochenendkurs VHS Pankow

Neu­gie­rig gewor­den? Im Rah­men mei­ner Rei­he zu Musik­theo­rie an der VHS Pan­kow gibt es auch einen Kurs zu Musik­äs­the­tik, in dem genau die­se The­men wei­ter in den Blick genom­men wer­den, insbesondere:

  • wel­che Musik magst Du?
  • wel­che Apek­te die­ser Musik sind für Dei­ne Wert­schät­zung beson­ders wichtig?
  • In wel­che Kon­tex­te ist die­se Wert­schät­zung eingebunden?

Ich freue mich auf vie­le ver­schie­de­ne Ant­wor­ten auf die­se Fragen!