-Wie junge Menschen durch künstlerisches Schaffen Wirtschaft, Politik und Klimaprobleme reflektieren
In der heutigen Zeit stehen wir vor globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und verfehlter Wirtschaftspolitik, die uns alle betreffen und zum Umdenken anregen müssen. Eine Möglichkeit, Jugendliche für diese Themen zu sensibilisieren, ist die Durchführung von Projekten, die bildungspolitische Inhalte mit praktisch künstlerischer Arbeit verbinden. Ein solches Projekt fand Mitte Februar in den Räumen des exploratorium-berlin, dem Veranstaltungszentrum für improvisierte Musik und kreative Musikpädagogik, statt. Die Bildende Künstlerin Ynez de Zilón und Deniz Dilek von lev führten mit Schüler*innen einer achten Klasse der Kreuzberger Lina-Morgenstern-Oberschule das fünftägige Vermittlungsprojekt durch, das unter der Überschschrift „und es kommt nicht aus dem Hahn: Wassernotstand im globalen Süden“ stand. Gefördert wurde das Projekt von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung und von engagement global. Die inhaltlichen Schwerpunkte wurden zu Beginn eines jeden Tages anhand kurzer Dokufilm-Ausschnitte vorgestellt und anschließend in offenen Diskussionen, aber auch in spielerischen Settings wie z.B. einer frei improvisierten Theaterszene vertieft. Die diskutierten Themen umfassten den Vergleich des Wasserverbrauchs zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden, durch den Globalen Norden mitverursachte Umweltbelastungen und Klimakatastrophen sowie die Privatisierung von Trinkwasser durch Grosskonzerne wie Nestle in Ländern des Globalen Südens. Darüberhinaus ging es darum, neue Handlungsoptionen in Bezug auf das eigene Konsumverhalten und gesellschaftspolitische Engagement zu reflektieren.
Für den künstlerischen Teil konnten die Jugendlichen zwischen den Arbeitsgruppen „Bild“ und „Klang“ wählen. Dabei hatten sie während der ersten Projekttage stets die Möglichkeit, zwischen den beiden Gruppen zu wechseln, um so ihre kreativen Fähigkeiten in beiden Bereichen zu testen. In der von Ynez de Zilón angeleiteten Bild-Gruppe lernten die Schüler*innen verschiedene graphische und typographische Techniken kennen und konnten diese auch gleich in ihren eigenen Bildern anwenden.
Die dort entstandenen Werke nahmen Bezug auf die zuvor behandelten Themen, und provozierten bei den Teilnehmenden eine detailreiche Auseinandersetzung und Reflexion. In der Klang-Gruppe suchten die Jugendlichen unter den diversen akustischen Instrumenten und Klangerzeugern des Exploratoriums einige aus. Dann nahmen sie damit jeweils zu zweit kurze improvisierte Phrasen auf, einige Beispiele davon sind hier zu hören:
Anschließend bearbeiteten sie ihre Aufnahmen mithilfe der Musik-App „Boderlands“, einem granularen Sampler.
Als Inspirationsquelle für Form und Gestaltung dienten den Teilnehmenden „Bewegungsdynamiken und Aggregatzustände von Wasser“. So hörten und sprachen wir zunächst darüber, was diese mit den Klängen der akustischen Instrumente zu tun haben könnten. Anschließend formten die Schüler*innen aus ihren Recordings tropfende, fließende und rauschende elektronische Klangwolken und setzten diese mithilfe der App „garageband“ auf mehreren Spuren zu einer elektroakustischen Komposition zusammen. Am letzten Tag wurden die Ergebnisse beider Gruppen gemeinsam präsentiert und diskutiert, ein kurzer Video-Trailer dazu hier:
Die Projektwoche ergab interessante Querverbindungen von Theorie und Praxis, Politik und Kunst und ermöglichte den Jugendlichen, sich mit einem wichtigen globalen Thema auseinanderzusetzen und dabei gleichzeitig ihre eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten.